CW Gesundheitszeitung, 16. Januar 2009
Drs. Guido-Jan Kisters im Interview:
Parodontitis gilt längst als Volkskrankheit. Jeder zweite Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens an der Entzündung des Zahnhalteapparates und riskiert ohne fachgerechte Behandlung schwere Folgen: Neben dem Zahnverlust drohen unter anderem auch gefährliche Herz- und Kreislauferkrankungen. Der Wittener Zahnarzt drs. Guido-Jan Kisters hat sich auf die Prophylaxe, Behandlung und Nachsorge von Parodontitis spezialisiert. Er plädiert vor allem für eine bessere Vorsorge.
Gesundheitszeitung: Was zeichnet eine Parodontitis-Erkrankung eigentlich aus?
Drs. Kisters: Die Parodontitis ist eine häufig vorkommende Entzündung des Zahnfleischs, der zahnhaltenden Strukturen und des Kieferknochens, die in vielen Fällen eine Zahnlockerung verursacht. Auslöser sind Bakterien, die sich zwischen Zähnen und Zahnfleisch zu einem Belag sammeln, der als Plaque bekannt ist. Ohne eine dauerhafte gründliche Mundhygiene kann dieser Belag zu chronischen Entzündungen – der Gingivitis – führen. Dann ist eine Behandlung notwendig, um den drohenden Zahnverlust zu verhindern.
Gesundheitszeitung: Aktuelle Studien belegen, dass mehr als fünfzig Prozent der Erwachsenen an mehr oder minder schweren Formen der Parodontitis erkrankt sind. Trotzdem nehmen nur vergleichsweise wenige Menschen eine professionelle Behandlung wahr. Woran liegt das?
Drs. Kisters: Das hat verschiedene Gründe: Erstens wissen viele gar nicht, dass sie überhaupt erkrankt sind, denn die Parodontitis an sich verursacht keine Schmerzen. Zweitens werden die Folgen allgemein unterschätzt. Und schließlich fürchten noch immer die meisten Betroffenen eine aufwändige, schmerzhafte Behandlung. Doch diese Vorstellungen haben keine reale Grundlage.
Gesundheitszeitung: Wie sieht denn eine Parodontitis-Behandlung aus? Sprechen Sie von Operationen?
Drs. Kisters: Ich setze in meiner Praxis auf minimalinvasive und grundsätzlich schmerzfreie Methoden. Dazu gehört zunächst die Entfernung der Parodontitis verursachenden Beläge, die ich unter örtlicher Betäubung per Ultraschall bis in die Tiefe der Zahnfleischtaschen erreiche. Danach setze ich entweder so genannte Schmelz-Matrix-Proteine ein, die den körpereigenen Gewebebildungsprozess auslösen und zur Wiederherstellung des betroffenen Gewebes bzw. Kieferknochens führen. Das Ziel dieser hoch wirksamen und weltweit millionenfach erprobten Behandlungsformen ist die volle Wiederherstellung des gesunden Zahnhalteapparats. Die Methoden verursachen keine Schmerzen und garantieren maximale Nachhaltigkeit.
Gesundheitszeitung: Was kann man denn tun, damit eine Behandlung gar nicht erst nötig wird?
Drs. Kisters: Außer einer gründlichen Mundhygiene, die übrigens immer auch die Zungenreinigung einschließt, ist eine zwei mal jährlich durchzuführende professionelle Zahnreinigung sicher am wichtigsten. Zudem gibt es sehr einfach durchzuführende Gen- und Bakterientests, die klaren Aufschluss über das grundsätzliche persönliche Risiko einer Parodontitis-Erkrankung liefern. Genetisch vorbelastete Menschen sollten natürlich besonders darauf bedacht sein, so viel Prophylaxe wie möglich zu betreiben. Denn eines ist klar: Parodontitis kommt sehr häufig vor und hängt auch von genetischen Prädispositionen ab – aber sie ist kein Schicksal!
Gesundheitszeitung: Wer trägt die Kosten für eine Parodontitis-Behandlung?
Drs. Kisters: Grundsätzlich wird die Parodontitis-Behandlung von den Kassen und Versicherungen bezahlt, nicht jedoch die regenerativen Aufbaumaßnahmen. Die professionelle Zahnreinigung zählt bislang zu den so genannten IGEL-Leistungen und muss selbst getragen werden, wird jedoch von immer mehr Krankenkassen übernommen. Ich gehe davon aus, dass sich hier noch viel tun wird. Denn eine frühzeitig verhinderte bzw. erfolgreich therapierte Parodontitis spart immense Folgekosten.
Drs. Guido-Jan Kisters (43) behandelt seit 16 Jahren als niedergelassener Zahnarzt in Witten. Seine Kompetenz-Schwerpunkte sind die Implantologie und die Parodontitis-Behandlung. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Behandlungsschwerpunkte macht Kisters weit über die Region hinaus zu einem anerkannten Experten. So übernimmt der gebürtige Niederländer regelmäßig Auftragsbehandlungen in der ganzen Welt.